Kojichu

Messen sind wahre Zentren der PR und der Öffentlichkeitsarbeit: Nirgendwo anders haben Firmen und Unternehmen die Möglichkeit, ihren Kunden eimerweise Honig ums Maul zu schmieren und sich und ihre Produkte in einem schimmernden Licht darzustellen. Da stellt sich einem doch glatt die Frage: Können die grossen Messehallen ihren eigenen Kunden in Sachen PR das Wasser abgraben?

Mit “grossen Messehallen” meine ich in erster Linie Tokios grösste Hallen Big Sight und Makuhari Messe. Der Blick auf die Homepages verrät schon einiges: Gut, der obligatorische Terminkalender für anstehende Events am Anfang der Seite war sicherlich auch so zu erwarten, was mir als Möchtegern-Journalist aber sofort auffällt: Keine Informationen für die Presse. Wie erhalte ich Zugang? Wo kann ich mich anmelden? Was darf ich fotografieren und was nicht? Hausrecht?

Jetzt mag vielleicht der ein oder andere Denken: Oh, der feine Herr Journalist stellt jetzt auch noch Ansprüche.
Nein, aber es sollte doch Anspruch der Betreiber sein, die Journalisten zu Informieren, immerhin ist eine Berichterstattung Werbung für die Messehalle selbst, als auch für deren Kunden. Und letztendlich geht es ja nur darum: Werbung.

Schauen wir zum Vergleich mal auf die Homepage der Messe Düsseldorf. OK, einen Infobereich für Journalisten gibt es hier, ansonsten sieht alles auf dem ersten Blick recht ähnlich aus. Fängt man aber an zu lesen, fliegen einem die beschönigenden PR-Floskeln nur so um die Ohren: Natürlich sind die “freundlichen und kompetenten Mitarbeiter” in Düsseldorf, einer der “stärksten Wirtschaftsregion Europas” “jederzeit nur für uns da”. So oder so ähnlich ist hier nahezu alles geschrieben, was wiederum auf der Big Sight Homepage anders ist: Hier gibt es generell weniger Text, oft ist vieles nur in Stichpunkten niedergeschrieben. Ob das jetzt besser oder schlechter ist, sei jedem selbst überlassen.

Der Punkt “Unternehmen” fehlt weder auf den japanischen als auch auf den deutschen Seiten. Hier wollen die Betreiber Transparenz zeigen, legen Umsätze, Kapital und Kontaktadressen zu hochrangigen Personen offen. Interessant: Auf den japanischen Seiten gibt es immer den Unterpunkt “Hierarchien”, auf dem in einem Diagramm aufgezeigt wird, wer welche Position im Unternehmen hat. Das gibt es auf den deutschen Seiten nicht, aber Hierarchien haben in Japan auch einen besonderen Stellenwert (s. Text über Visitenkarten).

Als letztes noch etwas aus der japanischen Kitsch-Kiste: Viel wichtiger als eine Seite für die Presse scheint den Betreibern der Big Sight-Homepage eine Seite zur Präsentation von “Big Sight”-Tassen und “Big Sight”-Reiscrackern zu sein (für 1000 Yen), die man exklusiv dort kaufen kann.

DAS findet man in Deutschland ganz bestimmt nicht