Kojichu

Messen ohne Hostessen sind wie Sushi ohne Sojasoße – theoretisch möglich, aber irgendwo würde die Würze fehlen. Immerhin soll ja auf Biegen und Brechen das Interesse des Besuchers auf den Stand gelenkt werden – und dieses Interesse beginnt meist bei den meist weiblichen Promotern. Während meiner Reise durch zahlreiche Messen in Japan habe ich eine große Artenvielfalt von Hostessen getroffen, die ich jetzt einmal grob in drei Kategorien einteile.

Kategorie 1: Die knapp bekleideten Manga-Cosplayer-Hostessen

Über die Wichtigkeit von Mangas in der japanischen Gesellschaft wurde ja schon zu genüge Berichtet. Wenn man also durch japanische Messen streift, wird man zwangsläufig auf kurz oder lang ein sehr in die Länge gezogenes „Sumimaseeeeen“ hören (Falls Sie jemals ohne Japanisch-Sprachkenntnisse nach Japan reisen, sollte das erste Wort, das Sie lernen, „Sumimasen“ sein. De facto heißt es „Entschuldigung“ oder auch mal „Danke“, scheint aber für viele Japaner das magische Wort für nahezu alle Situationen zu sein. In dem Fall möchte man sich bereits im voraus dafür entschuldigen, dass man den Besucher angesprochen hat und ihn damit eventuell in eine unangenehme Situation gebracht hat)

Schaut man hoch sieht man meist ein freundlich lächelndes Gesicht, bunte Frisuren und wenig Stoff: Die Röcke und Hotpants sind gerade mal so groß, dass sie das wichtigste Verdecken. Und da soll mal jemand sagen, die Japaner wären prüde.
Oft sind die Outfits der weiblichen Hostessen inspiriert von den Schuluniformen für japanische Mädchen, deren Rock auch meist recht knapp ausfällt. Viele japanische Männer sehen in Frauen mit Schuluniformen eine Art Sexsymbol. Ein probates Mittel, um die Aufmerksamkeit der zumeist männlichen Businessmänner zu erhaschen. Und das scheint meist auch zu funktionieren: Viele Besucher können den Charme und dem Hauch von Nichts nicht widerstehen, und gehen artig mit an den Stand, um sich von der Vielfalt der angebotene Produkte berieseln lassen.

Auch in Deutschland sind solche Hostessen inzwischen gängige Praxis, aber meist nur auf vollen Besuchermessen, bei denen auch ein jüngeres Publikum erwartet wird. Auf reinen Businessmessen wird man sie wohl kaum antreffen.

Kategorie 2: Die Plüschtier-Elite

Messehostessen sind in Japan in der Regel weiblicher Natur. Doch was passiert, wenn ein Mann sich für diesen Job bewirbt? Er wird in ein riesiges Kostüm gesteckt, das Oft wie das Maskottchen der jeweiligen Firma aussieht, und darf sich den lieben, langen Tag fotografieren lassen oder Flyer verteilen. Und das, obwohl das Fotografieren in den Messehallen ja eigentlich verboten ist.
Und nein, die kostümierten Herren laufen nicht nur auf Kindergeburtstagen herum, sondern sind fester Bestandteil einer jeden japanischen Businessmesse.

Die Figuren haben meist ebenfalls einen Manga-artigen Stil: Große Augen, einfache Striche für Mund und Nase, bunte Farben – eben so, wie es die Japaner gern haben. Ein Phänomen, dass man in Deutschland ebenfalls nur bedingt auf Messen sieht.

Kategorie 3 : Der seriöse Businessmensch

Ja, auch das kommt vor: Einige Hostessen in Japan legen jeglichen Kitsch ab, und präsentieren sich geschniegelt im Anzug oder Businessdress. Diese „Gattung“ sieht man häufig auf Messen, bei denen ein hohes Aufkommen an internationalen Besuchern erwartet wird (wie z.B. bei der FoodEx), oder wenn das beworbene Produkt es einfach verlangt.

Diese Art von Hostessen findet man auf deutschen Businessmessen wohl am häufigsten, obwohl es natürlich den Unterhaltungsfaktor etwas drückt: Die Promoter sehen meist etwas bieder und steif aus. Etwas mehr vom japanischen Verständnis von Business-Hostessen würde uns Europäern vielleicht doch ganz gut stehen.