Kojichu

Ein Blick auf die nächtliche Skyline in Tokio ist für viele ein Symbol für ein ganzes Land: Ein Meer aus bunten Lichtern, das eine gigantische, fast 700 Quadratkilometer grosse Disco erinnern. Nahezu jedes Geschäft in Tokio, und sei es noch so klein, ist ausgeleuchtet. Warum sollte das auf einer Messe in Tokio anders sein?

Nun, zunächst einmal sei erwähnt, dass wenn Sie eines dieser Bilder der nächtlichen Skyline sehen, es wahrscheinlich ein älteres ist. Nach der Atomkatastrophe 2011 sind nahezu alle Atomkraftwerke in Japan abgeschaltet, die Devise lautet seit jeher: Energie sparen, und zwar wann immer es möglich ist. Seitdem ist Tokio bei Nacht nicht mehr ganz so hell wie ein Jahrmarkt, ganz bleiben die Lichter natürlich nicht aus.

Die Häuser und Geschäfte in Japan müssen, genau wie die riesige Masse an Menschen, dicht zusammenrücken. Daher sind viele Häuser eher in die Höhe gebaut als in die Breite. So kann ein japanisches Kaufhaus flächenmässig gerade mal so gross sein wie das eigene Wohnzimmer, hat dafür aber gefühlte 300 Etagen. Um somit nicht mit irgendwelchen Mietshäusern verwechselt zu werden oder einfach um zwischen der Konkurrenz herauszustechen, wird die gesamte Fassade dann mit bunten Leuchten zugestellt.

Naheliegend, dass auch bei Messen mit der selben Strategie um den einzelnen Besucher gebuhlt wird, doch Vorsicht – das zu pauschalisieren wäre schlicht zu einfach gedacht. Denn auch hier kommt es darauf an, was für eine Messe man besucht.
Klar, auf den Anime- und Mangamessen darf es ruhig schon mal etwas bunter zur Sache gehen, doch auf den meisten Messen sehen wir ein ähnliches Bild wie in Deutschland.

Oftmals sind auf einem Gerüst ein paar Scheinwerfer angebracht, das Logo leuchtet hin und wieder, auch in manchen Wänden sind Lichter eingebaut – aber selten verknotet sich dabei einem der Sehnerv. Bei den meisten Ständen wird mit den Lampen speziell das Produkt beleuchtet, um es noch einmal hervorzuheben. Immerhin ist es ja auch der “Star” des Standes. Ausnahmen bestätigen die Regel, natürlich gibt es dazwischen immer mal wieder Stände, die es nicht hell und bunt genug haben können.

Wo wir gerade bei „hell“ sind: manche Stände sind eingetaucht in grellem Weisslicht, andere wiederum haben warme Farben wie Orange oder Gelb, je nachdem, ob das Unternehmen mehr Wert auf die möglichst helle Bestrahlung der Produkte legt, oder den Stand eine gewisse Atmosphäre aufdrücken will. Tendenziell verwenden die deutschen Messestände eher letzteres, während die japanischen Kollegen mehr darauf bedacht sind, alles möglichst hell und deutlich sichtbar ins Rampenlicht zu rücken.

Das Spektrum der Kreativität reicht insgesamt von “super-toll” bis “super-armselig”. Ich habe Stände gesehen, die einen gigantischen Kronleuchter an der Decke hatten, der bis zum geht nicht mehr glitzerte und andauernd seine Farbe änderte. Geschmacklich sicherlich fragwürdig, aber auf jeden Fall ein Hingucker.
So gab es aber auch Stände, die lediglich einen billigen LED-Lichtschlauch an die Oberseite des Standes getackert hatten (war wohl keiner von Welkam ;-)).
Man sieht also: Die Wichtigkeit von Licht am Stand wird von den einzelnen Betreiben offensichtlich sehr unterschiedlich aufgefasst.