Kojichu

Jeder bekommt gerne Geschenke. Behaupte ich zumindest mal. Doch was tun, wenn gerade mal kein Geburtstag, Weihnachten oder sonst ein konsumorientiertes Fest in absehbarer Ferne ist? Dann auf zur nächsten Messe. Die Taschen sind schneller voll, als einem lieb ist, versprochen. Die neusten Möglichkeiten für Standbetreiber, ihre Besucher glücklich zu machen, zeigt uns die „Event Promotion Expo“ in Big Sight.

Schlüsselanhänger und T-Shirts waren gestern – glaubt man der Messe für Goodies schenkt man den Besuchern heute bedruckte Klopapierrollen, kleine Ventilatoren aus Plastik oder leuchtende LED-Shirts. Was man damit soll? Egal! Es ist umsonst und es macht als Besucher einfach Spass, in „Jäger und Sammler“-Manier zu schauen, wer das beste „Angebot“ an Kleinkrams zu vergeben hat.

Stände, die ausser ein paar Flyern nicht zu verschenken haben, werden dann auch gerne mal ignoriert. Umgekehrt bekommen Stände, die was nettes zu bieten haben, manchmal Aufmerksamkeit von Leuten, die den Stand sonst vielleicht gar nicht bemerkt hätten. Und wieder schnappt die psychologische Falle der Standbetreiber gnadenlos zu.
Einige sind sogar besonders clever: Flyer und Broschüren gibt es „umsonst“, wer etwas handfestes haben will, muss sein „Meishi“ abgeben.

Sein was? „Meishi“ ist der japanische Begriff für die oft erwähnten Visitenkarten, und ebenfalls ein Wort, das man sich als ausländischer Messebesucher merken sollte.
Der Vorteil dabei für die Unternehmen: Beim Austausch der Karten kommt man schnell ins Gespräch, kann persönlich noch etwas Werbung für das Produkt machen und vor allem: Man hat die Kontaktdaten. Das Sammeln von Kontaktdaten ist heutzutage ein wichtiges Element für die Werbeindustrie, nicht umsonst werden diese Daten oftmals auch für viel Geld gekauft.
Der Preis für das Goodie ist also das eigene Meishi, und die Gewissheit, dass das Email-Postfach in den darauf folgenden Tagen fast platzt vor Werbung. Ist ja aber nicht so schlimm, immerhin hat man ja im Gegenzug eine Figur von einem Bären im Melonenkostüm oder einen japanischen Fächer erhalten. Mit dem kann man sich bei der schweisstreibenden Arbeit, die Mails wieder zu löschen, immerhin etwas Wind zufächern.

Auch auf der „Event Promotion Expo“ gab es Goodies abzugreifen, und zwar die Goodies, die auch beworben wurden. Ein Promoter am Stand fragte (mal wieder) etwas skeptisch, ob ich aus den USA käme. Als ich ihm erzählte, ich käme aus Deutschland, war er plötzlich ganz angetan und wir unterhielten uns über Stuttgart und wie er einmal bei „Porsche“ gearbeitet hatte. Die Frage, warum ein Mitarbeiter bei Porsche jetzt als Promoter bei einem kleinen Plastikfiguren-Unternehmen arbeitet, habe ich mir lieber gespart. Am Ende gab es für mich einen Haufen Süßigkeiten, einen schicken Pin in Form eines Stück Erdbeerkuchen sowie die Erkenntnis, dass die Standmitarbeiter, sofern sie Englisch sprechen, doch durchaus sehr freundlich und kommunikativ mit Ausländern sind.

Insgesamt war diese Messe wieder um einiges „japanischer“ als die Finetech zuvor. Die Hostessenmädels waren genauso zahlreich vertreten wie Musik und buntes Licht. Ein interessanter Trip, der mein bisheriges Verständnis, wie japanische Messen mit Kitsch und bunten Bildern funktionieren, weiter untermauert hat.