Kojichu

“Ein Messecatering auf einem Messestand ist eine köstliche Art der Kundengewinnung und ein wesentlicher Bestandteil der Kundenpflege.” - so predigt es zumindest der Werbetext einer Cateringfirma. Wer jetzt allerdings glaubt, im Land der aufgehenden Sonne liegen an jedem Stand leckere Sushi - oder Dango- Häppchen herum, dem sei gesagt: Beim nächsten Messebesuch lieber selber an das Pausenbrot denken.

Ich erinnere mich noch gut an meine Besuche auf den Catering-und Lebensmittelmessen: Ich habe so viel gegessen, dass man mich fast mit einer Sackkarre nach Hause schieben musste, weil ich nicht mehr richtig laufen konnte. Jeder Stand hatte etwas anderes, leckeres, skurriles zu bieten, keiner geizte mit Proben, die Herdplatten (ok, meistens waren es Mikrowellen) waren im Dauereinsatz.
Allerdings war ja auch genau das Bestandteil der Messe: Die Cateringfirmen wollen ja immerhin gebucht werden, also müssen sie auch zeigen, was sie zu bieten haben. Doch wie sieht es auf Messen aus, deren Schwerpunkt nicht auf Essen liegt?

Eher mau, um ehrlich zu sein. Das soll aber kein Vorwurf sein: Normalerweise sind die Stände auf den Messen eher übersichtlich und klein. Gerade auf Publikumsmessen würde sich der Aufwand wohl wenig lohnen, da es viel zu viele Besucher gibt, die oftmals vielleicht nur aus Langeweile auf der Messe sind.
Einige, kleinere Stände haben manchmal eine Kaffeemaschine oder einen Teekocher am Stand stehen. Die sind allerdings (auch zu meiner Enttäuschung) nicht zur Selbstbedienung gedacht, sondern kommt erst zum Einsatz, wenn man auch brav den Standhostessen beim verteilen ihrer Werbefloskeln zuhört.
Auf der „Event Japan“ hatte ein Hersteller von Getränkeautomaten (und die sind in Japan eine Gelddruckmaschine. Es gibt in ganz Tokio wohl keine Strasse, in der nicht mindestens 10 Automaten stehen) die Idee, dem Besucher nicht einfach eine Dose in die Hand zu drücken, sondern eine Münze. Mit der konnte man dann zu einem der Automaten gehen, und einen „BOSS“-Kaffee in diversen Geschmacksrichtungen herausziehen.

Grössere Stände haben allerdings oftmals einen abgedeckten Bereich, der ausdrücklich nur für VIPs gedacht ist. Dort kommt es dann schon vor, dass wichtigen Geschäftsleuten ein paar Kleinigkeiten gereicht werden. Und auch wenn es vielleicht nicht viel mit dem Produkt zu tun hat: Mit guten Essen wird der Gesamteindruck des Standes aufgewertet, zudem ist ein satter und zufriedener Geschäftspartner sicherlich leichter um den Finger zu wickeln.

Auch in Deutschland weiss man über diese Strategie Bescheid, oftmals schmeissen grössere Unternehmen fern von den normalen Besucherzeiten Standpartys: Wichtige (potentielle) Kunden werden eingeladen, um nach einem stressigen Messetag noch etwas zu feiern. Natürlich gibt es diese Partys nicht aus reiner Barmherzigkeit: Ein gutes Catering ist Pflicht, eine möglichst entspannte Atmosphäre aufzubauen, um Abschlüsse zu tätigen und neue Kunden zu gewinnen.

Für alle die, die leider nicht zu dem erhabenen Kreis der sehr wichtigen Personen gehören, gibt es ja noch diverse Buden in den Messehallen, an denen man sich sein Mittagessen kaufen kann. In Deutschland gibt es dann fettige Bratwurst für 5 Euro das Stück, dazu ein Becher Bierplörre für weitere 4 Euro. In Japan werden gerne „ French Dogs“ serviert (ein Hot Dog, der in einen Brotteig gepresst wird), Hühnerspiesse oder Nudelsuppe – Geschmacklich etwas gehaltvoller, preislich genauso Wucher wie in Deutschland. Alternativen bieten die unzähligen kleinen Supermärkte, die sich meist über das gesamte Messegelände verteilen.